Weihnachten und Musik

 

Liebe Leserinnen und Leser,

wieder geht ein Jahr zu Ende. Mit Musik stimmen wir uns auf das Weihnachtsfest ein. Der Pianist Dave Brubeck machte das Album A Dave Brubeck Christmas. Ella Fitzgerald swingt fröhlich auf Ella wishes you a swinging Christmas. Und der Norweger Bugge Wesseltoft spielt sehr gekonnt ganz langsam auf seinem Album It’s snowing on my piano, das man sich den ganzen Winter über anhören kann.

Dieses Jahr war für mich musikalisch das Jahr der Miniskalen. Natürlich hätte ich gerne viel mehr geübt und mich sonst ausgeruht. Immerhin habe ich sehr wohl Fortschritte auf Saxophon und Klavier gemacht.

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Viele Grüße aus Paderborn,

Henning Raach

Gehörbildung mit Play-Alongs

Es wird oft empfohlen, mit Aufnahmen von Alben zu spielen. Ich verwende lieber Play-Alongs. Auf learnjazzstandards(dot)com werden so viele Backing-Tracks zur Verfügung gestellt. Ich habe so viele Play-a-longs von Aebersold. Mit Play-Alongs habe ich nicht den Eindruck, mich rüde einzumischen. Improvisieren bedeutet loszulassen, besonders wenn man die Akkorde nicht kennt. Man braucht ein bisschen eine „Scheißegal“-Mentalität :o)

 

Miniskalen

Im Improvisations-Workshop auf learnjazzstandards(dot)com habe ich ein einfaches System aus 4 Tönen für die gängigen Jazzakkorde kennengelernt. Jazzfreunde kannten dieses Konzept bereits. Man nehme den Dreiklang und ergänze ihn um eine gut passende Note. Bei Dur und Dominant kommt zum Durdreiklang noch die Sekunde. Bei Moll und Halbvermindert oder Vollvermindert kommt zum Dreiklang noch die Quarte. Zum Beispiel:

Cmaj7: C D E G

C7: C D E G

Cm7: C Eb F G

Cm7b5: C Eb F Gb

Cdim: C Eb F Gb

Natürlich braucht auch dieses Konzept Übung. Man beachte, die Miniskalen sind in zwei Fällen gleich. Für 60 Akkorde braucht man gerade 36 Miniskalen. Mit Begeisterung habe ich mich daran gemacht, sie einzustudieren. Ich schätze, ich brauche noch ein halbes Jahr, bis ich halbwegs flüssig damit improvisieren kann.

Ich habe mir auch Gedanken gemacht, wie man das System erweitern kann. Man könnte den Viererakkord nehmen und ihn mit Sekunde bzw. Quarte ergänzen. Beim Dur-Akkord nimmt man im Jazz besser die Sexte als die große Septime.

Cmaj7: C D E G A (Dur-Pentatonik)

C7: C D E G Bb

Cm7: C Eb F G Bb (Moll-Pentatonik)

Cm7b5: C Eb F Gb Bb

Cdim: C Eb F Gb A

 

Zweite Umkehrung

Dieser Tipp mag etwas für angehende Jazz-Pianisten sein: Benutzen Sie die zweite Umkehrung im Dominant-Akkord der ii-V-I-Verbindung. In C-Dur:

Dm7: D F A C

G7, zweite Umkehrung: D F G B

Cmaj7: C E G B

(Ich verwende die englische Notation, B=H.) Sie sehen, zwei Töne bleiben gleich, zwei Finger können auf den Tasten liegen bleiben. Man muss sich nur Gedanken über die beiden anderen Töne des Akkordes machen.

Ich habe das für alle Tonarten geübt:

 

Tipp zum Reharmonisieren

Behauptung:

Innerhalb jeder dieser drei Gruppen sind die Akkorde auswechselbar:

Gruppe 1: C7b9, Eb7b9, F#7b9, A7b9, Edim, Gdim, Bbdim, C#dim

Gruppe 2: Db7b9, E7b9, G7b9, Bb7b9, Fdim, G#dim, Bdim, Ddim

Gruppe 3: D7b9, F7b9, Ab7b9, B7b9, F#dim, Adim, Cdim, Ebdim

Beweis:

(Ohne Einschränkung nur für die Gruppe 1)

C7b9: C E G Bb Db

Eb7b9: Eb G Bb Db E

F#7b9: F# A# C# E G

A7b9: A C# E G A#

Edim: E G Bb Db

Gdim: G Bb Db E

Bbdim: Bb Db E G

C#dim: C# E G A#

Die verminderten Akkorde bestehen alle aus denselben Tönen. Die Dominantseptakkorde mit der kleinen None besitzen gemeinsame Töne mit den verminderten Akkorden, nur der Grundton weicht ab. Bei einem Austausch kann der abweichende Grundton als alterierter Ton angesehen werden, der die Spannung erhöht. Bei einem Dominantseptakkord ist diese Spannung erwünscht und wird nachfolgend meistens durch einen Dur- oder Mollakkord aufgelöst.

Bemerkungen:

Die Idee hierzu stammt aus dem Kurs „Jazz Theory Unlocked“ auf jazzadvice(dot)com. Ich vermute, die Erkenntnis ist älter. Ich habe sie hier ausführlich im mathematischen Stil formuliert.

Alle obigen Akkorde sind als Dominantakkorde verwendbar. Man kann die b9 weglassen. So sind C7, Eb7, Gb7 und A7 auch austauschbar.

Hat man eine Dominante, wie z.B. G7, so braucht man nur einen Halbtonschritt höher zu gehen für G#dim.

Die austauschbaren Akkorde findet man, wenn man in kleinen Terzen (3 Halbtonschritte) vorgeht.

Diese Ersetzungen können in der Dur-ii-V-I-Verbindung gemacht werden.

In der Moll-ii-V-i-Verbindung ist die V oft alteriert und b9 ist ein alterierter Ton. Dieser Tipp ist also auch gut dafür.

Ich denke, diese Einsicht ist brauchbar beim Begleiten, Komponieren und Solieren.

 

Summertime

„Summertime and the living is easy“, heißt es bei Gershwin. Das Leben ist nicht immer easy, gewiss. Aber wer kann, sollte auch an die schönen Seiten denken. Definieren Sie sich nicht nur über das Tun. (Seneca meinte, nur die Tat mache glücklich.) Machen Sie nicht zu viel Sport. Gönnen Sie sich Ruhe und Muße. Im Garten, in einem Park. Singen Sie ein Lied nach. Lesen Sie öfters ein Gedicht. Schauen Sie eine DVD. Kochen Sie sich etwas Leckeres. Lassen Sie sich auch mal beliefern von einem Restaurant. Dies sind alles nur Beispiele. Einen schönen Sommer wünsche ich Ihnen.

 

Karl-Heinz Raach

Karl-Heinz Raach ist freischaffender Fotograf, Ethnologe und Soziologe, der im Hexental bei Freiburg wohnt. Während meines Studiums in Freiburg wurde ich manchmal gefragt, ob wir verwandt seien. Höchstens entfernt. Damals waren seine Postkarten von Fahrrädern gerade unter Studenten sehr beliebt. Er macht tolle Fotos! Ich schätze sehr seine Bildbände zu Schottland, Kanada und dem Freiburger Münster. Kürzlich ist ein Buch „Freiburg“ erschienen. Machen Sie sich selbst ein Bild:

https://raach-foto.de/

 

Jazz für die Küchenarbeit

Ich höre gerne Musik beim Kochen oder Spülen. Derzeit finde ich die CD „Yardbird Suite“ von Charlie Parker und das Album „Escape“ von Mulo Francel sehr geeignet. Ein Kanadier der LJS Community hört gerne Jobim beim Pizza-Backen. Eine sehr gute Idee!

 

Jazz-Theorie

Ich möchte Ihnen zwei Kurse empfehlen, da ich glaube, als Musiker macht man sich das Leben einfacher, wenn man sich etwas mit den Grundlagen der Musiktheorie beschäftigt hat. Wollen Sie wissen, aus welchen Tönen sich die Akkorde und Skalen zusammensetzen? Welche Akkordfolgen sind im Jazz üblich?

Auf learnjazzstandards(dot)com gibt es den Kurs „Zero to Improv“, der sehr gut als Einstieg geeignet ist. Auf jazzadvice(dot)com hat mir der Kurs „Jazz Theory Unlocked“ geholfen, die Elemente einer Jazzkomposition zu verstehen. Auch das Kapitel über den Einsatz verminderter Akkorde war erhellend.

Diese beiden Kurse haben mich weitergebracht.

 

Buch über Jürgen Wuchner

Jürgen Wuchners Witwe, Monika Schießer-Wuchner, hat ein Buch im Wolke Verlag herausgegeben:

Serendipity. Jürgen Wuchners Kompositionen

Seine Weggefährten erinnern sich. Einen großen Teil nehmen Noten ein. Bb- und Eb-Stimmen lassen sich auf der Seite des Verlages, siehe oberer Link, herunterladen.

Für seine ehemaligen Schüler ist dieses Buch natürlich ein „Muss“. Für Musiker sind die Noten eine wahre Fundgrube. Ich möchte Ihnen dieses Werk wärmstens empfehlen.