Wahlgesetz

Mein Vater, Ernst Raach, schrieb an die Parteien des Bundestages:

Paderborn, der 19. Januar 2024

Sehr geehrte Gesetzgeber,

ich wende mich an Sie wegen eines Vorschlages für ein Wahlgesetz, das Folgendes berücksichtigt:

  • Verhältniswahlrecht
  • Anzahl der Abgeordnete wird auf ca. 600 gehalten.
  • Jeder direkt gewählte Kandidat zieht in den Bundestag ein.

Lassen Sie mich kurz die Geschichte des Wahlgesetzes umreißen, wie sie sich mir darstellt. Zunächst mahnte das Bundesverfassungsgericht an, es müsse ein Ausgleich geschaffen werden, weil das bisherige Gesetz mit der Regelung der Überhangmandate das Verhältniswahlrecht unzureichend umsetzen würde. Es wurden Ausgleichsmandate eingeführt, die jedoch zu einer „Aufblähung“ der Abgeordnetenzahlen führte, weil die Direktmandate hauptsächlich an eine Partei gingen. Eine weitere Reform nun hat den großen Nachteil, dass ein direkt gewählter Kandidat nicht in den Bundestag kommt, wenn seine Partei bundesweit nicht über die 5%-Hürde gelangt.

Mein Vorschlag sieht jetzt vor:

  • Wie bisher 5%-Klausel, bzw. 3 Direktmandate für Fraktionsstatus
  • Keine Ausgleichsmandate. Einhaltung der vom Bundesverfassungsgericht gesetzten Obergrenze.
  • Statt ca. 300 Direktmandate Vergrößerung der Wahlkreise um ca. 15%, so dass nur noch 250 Direktmandate gewählt werden.
  • Die Fraktionsstärke ergibt sich aus der bundesweiten Verteilung der ca. 600 Abgeordneten nach d’Hondt.
  • Nach d’Hondt wird für jede Partei die Anzahl ihrer Sitze pro Land berechnet. Hierbei entstehen Überhangsmandate, die verrechnet werden könnten.
  • Für Einzelbewerber und Parteien, die nur in einem Land antreten, ist die Verrechnung der Überhangmandate nicht möglich, aber nur geringfügig wirksam.

Alle Parteien sind durch die Reduzierung betroffen, zunächst im gleichen Maße. Eine Ausweitung des Parlaments erfolgt jetzt nur noch durch die eventuellen, wenigen Überhangmandate. Diese entstehen durch die Direktwahlen und fallen auf alle Fälle erheblich geringer an, da das Verhältnis Direkt- zu Listenmandaten jetzt ca. 250:350 beträgt. Wenn Landes-Überhänge durch Verrechnung mit Zusatzmandaten der gleichen Partei ausgeglichen werden, würde sich die Größe des Parlaments nicht ändern.

Ich bevorzuge das d’Hondtsche Verfahren, weil darin die Anzahl der Stimmen pro Sitz für alle Parteien gleichwertig ist.

Bitte sagen Sie mir, was Sie von meinem Vorschlag halten.

Mit freundlichen Grüßen,

Ernst Raach

Oh Tannenbaum

Liebe Leserinnen und Leser,

wieder geht ein Jahr mit Höhen und Tiefen zu Ende. Lernen wir daraus für 2024! Apropos lernen, ich übe mich im Klavierspielen. Nach Gehör, d.h. ohne Noten, habe ich „Oh Tannenbaum“ zusammenbekommen:

Ich hoffe auf eine friedlichere und vernünftigere Welt im kommenden Jahr. Und Karl Jaspers hatte so recht, wenn er betonte, dass Tagträume wichtig seien, sonst drohe einem der gute Stern zu verblassen.

Herzliche Grüße aus Paderborn,

Henning Raach

 

KI

In der Zeitung stand, dass eine ostwestfälische Akademie für Künstliche Intelligenz aufgebaut werden soll. Woanders las ich die Bestrebung, dank KI mit Tieren reden zu können. Besonders beim Tierarzt ist das wichtig.

Tierarzt: Was tut dir weh, lieber Hund?
KI übersetzt: Woff, woff, woofff, woff?
Hund: Wuuuuuuuuuuuuuuuhhhhhhhhfff!!!
KI übersetzt: Ein Zahn tut weh!

Die Ein-Prozent-Methode

Ich möchte das Buch „Die 1%-Methode“ von James Clear empfehlen. Es ist sachlich, nüchtern, verständlich und klug. Als anglophiler, Englisch schreibender Autor kenne ich es im Original, das den Titel „Atomic Habits“ hat. James Clear rechnet vor, wie man sich exponentiell steigern kann, wenn man sich auch nur um 1% jeden Tag verbessert. Er stellt vier Gesetze auf, nach denen man gute Angewohnheiten erlangen und schlechte ablegen kann.

Meiner Meinung nach liegt die Gefahr in dem Glauben, immer mehr leisten zu können. Jeder Mensch stößt irgendwann an seine Grenzen. Dann sollte man nach Gewohnheiten für einen gesunden Rhythmus suchen.

James Clear verschickt wöchentlich den 3-2-1-Newsletter. Gefallen hat mir zum Beispiel der Gedanke, man solle demütig sein über das, was man weiß, und optimistisch, was man noch alles lernen könne.

Hat mich die 1%-Methode bislang weitergebracht? Höchstens um 1%! Nun, es scheint, dass ich erst angefangen habe, sie umzusetzen.

 

Worte der Weisheit

Wenn Ihnen jemand eine Weisheit verkaufen will, so ist sie alt oder Unfug. Der Jurist und Philosoph Dr. Albert Kitzler betreibt die Schule „Maß und Mitte“ und vermittelt den Menschen die Weisheit der Antike in Orient und Okzident. Täglich verschickt er den kostenlosen Newsletter „Worte der Weisheit“. Auch hat er Bücher geschrieben und spricht auf den Podcasts von „Der Pudel und der Kern“. Für Menschen, die sich vielleicht in Zeiten des Umbruchs befinden und für praktische Philosophie interessieren, sind die Angebote etwas. Man muss sich klar machen, dass vieles hehre Ideale sind, die man wahrscheinlich nie ganz erreicht. Aber Unfug sind sie sicher nicht.

 

Inseln der Ruhe und Besinnung

Busdorfkirche Paderborn

Liebe Leserinnen und Leser,

bei aller Hektik des Jahresendspurtes wünsche ich Ihnen in diesem Advent auch Inseln der Ruhe und Besinnung. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“, behauptete Erich Kästner. Aber woher weiß man denn, was gut ist, wenn nicht durch Vorüberlegungen? „Sich Ausruhen ist Teil der Kunst der Arbeit!“, meinte John Steinbeck.

In einem Film über Bach saß der Komponist in einer leeren Kirche und spielte Orgel. Ich machte mich auf die Suche im Internet und fand ein Album von Karl Richter mit 3 CDs. Wunderschön!

Die Themen dieses Jahres sind Corona, Krieg, Klimawandel und Inflation. In Paderborn hatten wir auch noch einen Tornado. Wir hoffen auf bessere Zeiten.

 

Zeit zum Einigeln

Heilige Pforte des Paderborner Doms

Liebe Leserinnen und Leser,

die Pandemie ist sehr schlimm und wir müssen wieder verstärkt vorsichtig sein. Ich bin geimpft. Meine Zelte in Darmstadt sind abgebrochen. Zum Glück habe ich daheim die Musik als Hobby. Ich wünsche Ihnen vor allem Gesundheit. Nur Mut!

Viele Grüße aus der Paderstadt,

Ihr Henning Raach

 

Abschied von Darmstadt

Blick vom Balkon

Wieder geht ein Lebensabschnitt zu Ende. Wenn man von seinen Erfahrungen erzählt, muss man sich entscheiden, welche Haltung man einnimmt. Ich will hier aus einem Gefühl der Dankbarkeit schreiben. 2009 kam ich nach Darmstadt. Zunächst arbeitete ich an der Technischen Universität, danach an dem Helmholtzzentrum GSI. Ich verfasste eine Monographie. 10 Jahre spielte ich Jazz in der Workshop Band von Jürgen Wuchner, der 2020 verstarb. An den Jazz Conceptions, einem einwöchigen Sommerworkshop, nahm ich achtmal teil. Ich genoss die lebendige Musikszene, vor allem die Konzerte im Jazzinstitut und der Bessunger Knabenschule. Die Bigband des Hessischen Rundfunks gastierte öfters in der Centralstation. Die Stadt hat auch ein Staatstheater. Jeden Sommer gab die Jürgen Wuchner Workshop Band ein Promenadenkonzert im Orangeriegarten, so das Wetter mitspielte. Es stimmt mich wehmütig, Freunde in Hessen zurückzulassen, wenn ich jetzt nach Paderborn zurückkehre. Aber ich werde sicher als Besucher immer mal wieder vorbeischauen.